Ob bei der Partnerwahl oder bei der Personalauswahl: Kann man einen Menschen objektiv einschätzen? Zum Beispiel bei einem Date oder in einem Vorstellungsgespräch? Wohl kaum. Tatsächlich ist dies
ein schwieriges und eher unzuverlässiges Unterfangen - zumindest dann, wenn man den üblichen Ritualen folgt - zum Beispiel Fragen stellt, zuhört, sein Gegenüber analysiert und dann auf Basis von
Erfahrungen und "subjektiven Theorien" bzw. solchen Menschenbildannahmen ein Urteil fällt, das letztendlich einem mit Vorurteilen versetzen Vorausurteil entspricht und auf Stereotypen sowie auf
stereotypisierter Wahrnehmung und -Kopplung basiert, ebenfalls auf Unmengen an Wahrnehmungsfehlern inklusive Selbstbetrug.
Hinzu kommt, dass es auf der anderen Seite gesellschaftlich nun mal durchaus üblich und gesellschaftskonform ist, zu täuschen bzw. sich bei der "Paarung" und beim Kennenlernen erst einmal
möglichst von seiner (aller-)besten Seite zu zeigen. Dies gebietet allein der Respekt und die Etikette gegenüber dem jeweiligen Gegenüber und wird von der Autorität des Gegenübers und vom
konkreten Ziel des Kennenlernens noch um ein Wesentliches verstärkt - zum Beispiel wenn es das Ziel ist, eine tolle Frau oder einen tollen Mann kennenzulernen und sie bzw. ihn von sich zu
beeindrucken. Oder wenn man etwas verkaufen - oder einen Arbeitgeber bzw. Personalentscheider oder gar einen Richter von sich und seinen Tugenden überzeugen möchte.
Eine gewisse Show - deren Qualität wiederum letztendlich auf individuellen sozialen Kompetenzen basiert, gehört nun mal dazu - und das nicht nur im Tierreich. Schließlich würde ein Unterlassen zu
messbaren Misserfolgen führen. Mit der Realität im Alltag hat solche eine bewusste Selbstdarstellung natürlich nichts zu tun. Will man einen Menschen wirklich kennen lernen und ihn
einigermaßen richtig einschätzen, so muss man ihm in unterschiedlichen Situationen und unter den unterschiedlichsten Umständen und zu den unterschiedlichsten Zeiten begegnen. Man muss sein
Motiv "ausschalten" bzw. hinterfragen, richtig beobachten und Wahrnehmungsfehler kennen und vermeiden.
Persönlichkeitstests sind auch eine Option, die im Privatleben aber eher unpraktikabel ist. Vor allem bedarf es Reibung. Nur durch die gezielte Erzeugung von Reibung und durch das gezielte Hinsehen und Hinhören in Bezug auf die entsprechende Reaktion, erlebe ich Gesprächspartner so, wie sie wirklich drauf sind. Bei einem Verkäufer kann dies z.B. eine (fiktive) Reklamation sei und in einem Gespräch eine (fiktive) Kritik und vieles mehr, was ggf. diskutabel, unangenehm, merkwürdig, anders etc. erscheinen könnte. Schließlich ist das Zusammenleben - ob privat oder in der Arbeit - weder ein fortlaufendes Dauer-Zuckerschlecken noch eine Show, bei der das "Sich verstellen" und das "Sich von seiner besten Seite zeigen" nur noch bedingt durchgehalten werden kann.
Insbesondere bei spontanen und unerwarteten Reaktionen kann das Spiel des Kennenlernens durch Situationen mit Reibung dann schön mal lustig oder eben auch weniger lustig werden,. insbesondere wenn zusätzlich Stress hinzukommt. Genau dies finden wir nämlich im Alltag. Und auch Beziehungen basieren zu einem nicht geringen Anteil auf Konflikten - und eben nicht nur auf (künstlicher) Harmonie. Auch im Beziehungs- und Arbeitsleben gibt es Stresssituationen. Zudem gibt es nicht nur eitlen Sonnenschein und nicht nur eine einzige Meinung.
Um Menschen objektiv einzuschätzen, müssen wir - weg von deren analytisch kontrolliertem Bewusstsein - an deren Unterbewusstserin heran und Gedanken hörbar machen - z.B. durch messbare bzw.
erlebbare Reaktionen auf praxisnahe Herausforderungen. Auf diesem Prinzip funktioniert die vor Jahren von Andreas Köhler entwickelte Eignungsdiagnostik nach dem ib reality view & proof concept, ein Verfahren, das
sowohl vom Ansatz, von der Art und Weise der Durchführung als auch aufgrund seiner extrem hohen Effektivität, Validität und Alltagstauglichkeit her verblüfft, für den, der es durchführt aber auch
unangenehm werden kann:
Schließlich wird durch die tatsächlichen Reaktionen der Kandidaten bei der - ihnen selbst nicht auffallenden - Testung das Menschen- und Weltbild des Entscheiders ggf. stark in Frage gestellt
z.B. wenn der bis dato netteste und vermeintlich kompetenteste Kandidat plötzlich messbar lügt, sich um Kopf und Kragen redet, Kritik nicht ertragen kann, harsch und unfreundlich wird oder gar
wie ein gefährlicher Psycho ausflippt. Weil er sich aufgrund gesetzter "Trigger" folglich plötzlich nicht mehr im Griff hat. Das würde er sonst auch tun. Auch ohne gezielt gesetzte "Trigger". Ein
wenig künstlich erzeugte (simulierte) Reibung wirkt wahre Wunder, ist aber nur etwas für Entscheider, die nicht auf Show und die üblichen Traumwelten stehen, bei denen sie sich möglichst "gut"
fühlen wollen.
Das Prinzip der Reibung einfach erklärt: Prinzip A: Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Prinzip B: Um z.B. festzustellen, ob es sich um Gold handelt, schleift der Juwelier ganz minimal etwas vom
vermeintlichen "Gold"-Schmuck ab, um dessen Wertigkeit überprüfen zu können. Prinzip C: Die Reibung erfolgt über Verhalten bzw. Kommunikation, ggf über künstliche Barrieren, Hürden und
Hindernisse. Und dann heißt es, genau hinzusehen und hinzuhören. Es ist ein wenig wie bei der sogenannten "versteckten Kamera", wo zum Beispiel Menschen ausrasten oder ruhig bleiben,
es ernst oder locker nehmen etc.
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