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Persönlichkeitsstörungen

Einführung
Der eine spielt sich unter dem Zwang stetiger Aufmerksamkeitssuche ständig in den Vordergrund, der andere entscheidet sich bewusst oder intuitiv für alles, was ihm und anderen möglichst nicht bekommt und tunlichst zu einem Misserfolg oder einem Schaden führt.  Die einen erfinden verrückt wirkende Geschichten oder z.B. viele neue Geschlechter und eine daran angepasste neue Sprache, andere tanzen nackt im Büro einen bunten Ringelreigen, um sich auf diese Art selbst zu verwirklichen. Nicht immer handelt es sich bei derartigen Fällen um eine Erkrankung der Psyche, zumal der Betroffene selbst gar nicht "leidet", denn sein schräges, das soziale Umfeld störendes oder schädigendes Denken und Handeln  - durch welchen Einfluss auch immer - ist Teil seiner Persönlichkeit (geworden). Insofern spricht man von einer Persönlichkeitsstörung.
    

Definition und Abgrenzung
Persönlichkeitsstörungen sind schwere Störungen der Persönlichkeit und des Verhaltens. Von einer Persönlichkeitsstörung spricht man, wenn bestimmte charakterliche Merkmale derart dominieren, dass dadurch Störungen im Erleben
oder in Beziehungen zu anderen Menschen (Umweltbeziehungen) eintreten. Persönlichkeitsstörungen sind von psychischen Störungen abzugrenzen, obgleich es in vieler Hinsicht Parallelen und Zusammenhänge gibt.

 

Bei Störungen der Persönlichkeit weichen Wahrnehmungs-, Denk- und Verhaltensmuster von situationsangemessenem Erleben und Verhalten ab, wodurch die persönliche und soziale Funktions- und Leistungsfähigkeit beeinträchtigt werden kann. Man spricht dann von abnormer und/oder psychopathischer Persönlichkeit (Psychopathie). Die allgemeine Begriffsbezeichnung lautet "Persönlichkeitsstörung" (personality disorder). 

 

Symptome
Die Abweichung von der "Norm" bezieht sich weniger auf ein konkretes Merkmal an sich, sondern vielmehr auf dessen Prägnanz und Dominanz, die auf andere Menschen irritierend oder sehr ungünstig wirken kann, einem selbst aber in keinster Weise bewusst ist. So ist z.B. Selbstunsicherheit oder eine starke Selbstsicherheit auf der anderen Seite kaum einem Menschen fremd - in extremer Ausprägung wird beides jedoch hinderlich oder störend.

 

Die Symptome und Hintergründe von Persönlichkeitsstörungen sind komplex und vielfältig. In der Psychiatrie und der klinischen Psychologie werden sie nach charakteristischen Merkmalen unterteilt und unter ICD-10 und DSM-IV geführt bzw. klassifiziert, wobei Überschneidungen vorkommen können. Die amerikanische Psychiatrie definiert folgendermaßen: Persönlichkeiten, die a) in ihrem Bemühen um Anpassung bei inneren und äußeren Belastungen bestimmte Verhaltens- und Reaktionsmuster aufweisen bzw. annehmen, b)  weniger mit psychischen oder somatischen Symptomen reagieren und c) weniger Angst und Leidensdruck aufweisen als Neurotiker.

 

Diagnostik
Persönlichkeitsstörungen oder Psychopathie wird in dieser Formulierung heute nicht mehr unter Diagnose gestellt. Ursächlich ist das enorme Ausmaß von Menschen mit schwerwiegenden Persönlichkeitsstörungen, die dadurch fast schon zur "Normalität" werden, so die Auffassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Hinblick auf die neue Realität. Hinzu kommt, dass die Medien sich an Menschen mit schwerwiegenden Persönlichkeitsstörungen regelrecht ergötzen, weil deren Verhaltens-Zurschaustellung zu hohen Zuschauerquoten führt. In der Politik ist dies ähnlich. Die extrem vielen Menschen mit schwerwiegenden Persönlichkeitstörungen stellen aber nicht nur eine geeignete Zielgruppe zur Generierung von Wählerstimmen dar, sondern auch eine sehr lukrative Zielgruppe für Unternehmen, ihr Marketing und ihre Werbung.  Als Verantwortungsträger und/oder Führungskräfte in Unternehmen stellen sie allerdings eine Gefahr dar. Trotzdem unterlässt man hier (trotz der hohen Quote) zumeist immer noch eine entsprechende psychologische Diagnostik. Die Folgen sind enorm. 

 

Wesentlich bei der Diagnostik ist auch: Es liegt zumeist auch gar kein Leiden der Betroffenen vor. Wenn, dann leidet in der Regel zumeist das Umfeld - oder es erfreut sich daran, schließlich können einige Persönlichkeitsstörungen für andere ggf. auch amüsant sein. Die wenigen Betroffene, die sich - wenn überhaupt - Hilfe holen, tuen dies maximal in einem anderen Zusammenhang z.B. im Zusammenhang mit Psychosen, unter denen sie leiden. Aber auch in Bezug auf Psychosen sind die Betroffenen, die sich entsprechende Hilfe holen, extrem rar - und auch hier erfolgt dies zumeist in einem anderen Zusammenhang, was allein schon daran liegt, dass die Selbsterkennung und Einsicht fehlt.

 

Selbsterkennung
Menschen mit ernsthaften Persönlichkeitsstörungen und psychotischen Erkrankungen der Psyche können ihre Störung / Erkrankung selbst nicht sehen. Entsprechende Indizien wollen sie nicht wahrhaben, entsprechendes Feedback wird negiert. Sofern diese Menschen dennoch irgendwie den Drang nach Hilfe verspüren sollten, äußert sich das oftmals in ganz anderen Anliegen (z.B. bestimmtes Konsumverhalten, Beratung in einer ganz anderen Sache, Suche nach Lob und Bestätigung etc.).  Leider werden diese "Schein-Anliegen" von vielen nicht erkannt: Entweder weil ihnen die Grundlagen fehlen, diese Störungen zu erkennen oder weil es geschäftlich toleriert und sogar ausgenutzt wird. Letzteres ist sehr häufig der Fall.

 

Ausnutzung von Persönlichkeitsstörungen
Persönlichkeitsstörungen werden im Consumer-Bereich gewinnbringend genutzt. Vertrieb, Marketing und Werbung nutzen Persönlichkeitsstörungen aus und zielen mit ihren Maßnahmen bevorzugt auf diese sehr empfängliche - und dazu relativ große - Zielgruppe. Dies birgt die Gefahr, dass sich ein etwa fehl gerichtetes Selbstbild nur noch mehr verkrustet und letztendlich in eine bestimmte Richtung festigt, aus der man nur schwer bis kaum wieder herausfindet. Auch bei Berufsgruppen, die sich unmittelbar mit Persönlichkeitsstörungen und psychischen Erkrankungen beschäftigen, kann eine - wenn auch zumeist unbewusste - Tendenz festgestellt werden, ihre Klientel in ihrem Denken zu stützen bzw. zu helfen, die Störung anzunehmen und damit zu leben, nicht aber dagegen anzugehen und die Störung zu beheben. Finanzielle Aspekte wie die kassenrechtliche Abrechnung spielen hier sicher auch eine Rolle.

 

Fakt ist, das gegensteuernde Maßnahmen wie z.B. Selbstbild-Fremdbild-Konfrontationen, Provokatives Feedback Coaching oder sonstige hilfreiche aktive konfrontative Therapieformen von entsprechenden Berufsgruppen selten genutzt werden - sei es aus Angst, Hemmung, geschäftlich-abrechnungstechnischen Gründen (kann nicht abgerechnet werden und birgt die Gefahr einer unangenehmen Reaktion oder Klage) oder aus der allgemeinen eher defensiven Gesinnung des Berufsbildes heraus. Schließlich sehen sich die meisten Therapeuten eher als Beobachter, Zuhörer und Linderer und weniger als aktive Angreifer und Operateure mit Offensiv-Charakter.

 

Daher sind durchaus viele Fälle bekannt, in denen durch jahrelanges freundliches Zuhören in einer klassischen Psychotherapie nichts anderes erreicht wurde als die Annahme und Bestätigung der eigenen Persönlichkeit, die sich nun weniger zwar besser, faktisch aber immer noch gestört ist. Manche fühlen sich anschließend sogar besser in ihrer Störung. Ihr Umfeld jedoch nicht. Ursächlich ist schwerpunktmäßig aber die Grundproblematik, dass der Betroffene selbst die Verantwortung trägt. Er muss einsichtig sein, sich Hilfe suchen, die richtige Maßnahme wählen und zulassen, entsprechend mitwirken und die Maßnahme aktiv und regelmäßig verfolgen.

 

Therapeuten und Coaches sind exakt davon abhängig. Nur sehr wenige scheuen sich nicht davor, sich dem jeweiligen Fall offensiv und intensiv anzunehmen und die entsprechenden Konsequenzen zu tragen, wenn sie ihren Klienten mit der Wahrheit bzw. entsprechendem Feedback konfrontieren und dieser dann nicht mehr kommt, weil er ja eigentlich nur die positive Bestätigung für seine Persönlichkeit, sein Denken und sein Handeln suchte. Die Entscheidung zwischen Herabspielen oder Ernstnehmen von Persönlichkeitsstörungen ist insofern auch eine Frage von Moral, Mut und der eigenen Persönlichkeit und Gesinnung. 

 

Entstehung von Persönlichkeitsstörungen

Anlagefaktoren wird die größte Bedeutung für die Entstehung von Persönlichkeitsstörungen beigemessen, während Konfliktreaktionen und Neurosen vorwiegend aus Umwelteinflüssen abgeleitet werden. Dies ist jedoch eine starke Vereinfachung der Problematik. Auch in der Entstehung von Neurosen sind Anlagefaktoren wirksam. Umgekehrt sind bei der Entstehung von Persönlichkeitsstörungen psychosoziale Faktoren maßgeblich. Die Dichtomie Anlage-Umwelt ist zur Unterscheidung von Persönlichkeitsstörungen und Neurosen nicht geeignet. Der Begriff Neurose findet in der modernen Klassifizierung sowieso keine Verwendung mehr. Viel entscheidender ist die Gewichtung der unterschiedlichen Faktoren, die ineinandergreifen. Persönlichkeitsstörungen, die sich bereits in der Jugend entwickeln oder im späteren Verlauf des Lebens auftreten, können sich auf Gefühle, Denken und Wahrnehmung, auf das Sozial- und Beziehungsleben und alle weiteren Bereiche des Lebens auswirken. Je festgefahrener und verkrusteter eigene Wahrnehmungs- und Denk-Strukturen sind, desto mehr birgt dies die Gefahr von Persönlichkeitsstörungen, die Sache der klinischen Psychologie sind. Ebenso kann es - sehr häufig - zu schwerwiegenden Erkrankungen der Psyche, der Seele, des Geistes und damit auch des Körpers kommen. Dies bedarf einer fachärztlichen Behandlung, zum Beispiel durch einen Facharzt für Psychiatrie und Neurologie.

 

Beispiele für Persönlichkeitsstörungen

Es gibt nicht "die" Persönlichkeitsstörung als solche, sondern nur konkrete Persönlichkeitsstörungen. Die Mannigfaltigkeit seelischer Strukturen widerstrebt eigentlich einer Typologie. Hinzu kommt, dass sich sowohl die Psychologie, als auch die Psychiatrie einer abstrahierenden Einordnung eher widersetzt. Dennoch ist die Typologie zur wissenschaftlichen und pragmatischen Verständigung notwendig. Wichtig ist aber, dass man dabei nicht nicht die Gesamtpersönlichkeit und ihr individuelles Schicksal aus den Augen verliert.  Auf unserer entsprechenden Wissens-Seite im Fachbereich Psychologie-Coaching finden Sie Beispiele für Persönlichkeitsstörungen und eine entsprechende Typisierung: Klicken Sie auf "Beispiele" und scrollen Sie auf der entsprechenden Wissens-Seite nach unten! 

 

Persönlichkeitsstörungen / Typisierung
ib Psychologie Coaching